Der neue Bereichsfeuerwehrkommandantstellvertreter stellt sich vor - BR Josef Gaich im Interview
Erstellt von Ferlitsch Hans Jürgen am 28.01.2018
Josef Gaich wurde am 19.01.2018 zum neuen Bereichsfeuerwehrkommandantstellvertreter des BFV Deutschlandsberg gewählt. Seit vielen Jahren ist Sepp Gaich im Freiwilligen Feuerwehrwesen bis in die höchsten Ebenen aktiv und war dabei mit seinen Ideen oft Vorreiter. Im Interview dürfen wir seine Laufbahn und BR Josef Gaich persönlich näher kennen lernen.
Hans Jürgen Ferlitsch: Seit 38 Jahren bist du nun bei der Freiwilligen Feuerwehr. Was hat dich im Jahr 1980 dazu bewogen der Feuerwehr beizutreten und später die Aufgaben des Jugendwartes zu übernehmen?
Josef Gaich: Es war eher bestimmt, dass ich zur Feuerwehr kam. Mein Vater war auch bei der Feuerwehr Tanzelsdorf und er kam von einer Übung nach Hause und sagte: „Der Hofer (ABI Hofer, dieser war damals Jugendbeauftragter in Tanzelsdorf, Anm.) möchte eine Jugendgruppe machen und sucht dazu noch Buam, ich hab dich angemeldet“. Also ging ich brav hin und letztendlich war es dann auch „der Hofer“ der mich richtig motiviert hatte und als er dann in Tanzelsdorf zum OBI gewählt wurde sagte er gleich zum 17 jährigen Sepperl: „Du übernimmst jetzt die Jugend von mir, fahren werde ich schon mit euch“. Ich hatte ja noch keinen Führerschein. Schon damals habe ich eine gewisse Freude an der Arbeit mit Menschen gehabt, Wissen weitergeben, etwas bewegen können hat mir sichtlich Spaß gemacht. Wir sind damals mit dem Zug zum Landesjugendzeltlager nach Schladming gefahren, ich als 19 jähriger alleine mit neun Jugendlichen, die ältere Generation hat das gar nicht für so gut empfunden, aber mit umso größerem Stolz habe ich dann bei der nächsten Wehrversammlung eine Fotoschau, damals natürlich noch mit Echtfotos, gezeigt und alle haben von dem tollen Lager geredet. Sogar heute noch spricht mich der ein oder andere darauf an.
HJF: 1991 führte dich die Liebe nach Hohlbach, als eingefleischter Feuerwehrmann tratst du natürlich der örtlichen Feuerwehr bei. Wie kam es dazu, dass du relativ rasch, nur ein Jahr später, bereits zum Kommandantstellvertreter und später zum Kommandanten gewählt wurdest?
JG: Der damalige Kommandant Franz Mitteregger, hat aus Altersgründen seine Funktion zurückgelegt und der damalige OBI Erich Sackl rückte als Kommandant nach. Ein möglicher Nachfolger als OBI zog dann aber kurzfristig seine Zusage zurück und so trat man an mich heran, ob ich für diese Funktion zu begeistern wäre. Einige Jahre später übernahm Erich Sackl das Gasthaus seiner Eltern und hatte nicht mehr diesen Zeithorizont zur Verfügung und so beschlossen wir, die Funktionen zu tauschen, ich wurde Kommandant und er Stellvertreter.
HJF: Die Feuerwehrjugend war dir immer ein großes Anliegen. Du warst nicht nur auf Ortsebene, sondern ab 1995 auf Bezirksebene und ab 2001 auf Landesebene als Jugendbeauftragter tätig. Was ist dir aus diesen Zeiten besonders gut in Erinnerung geblieben?
JG: Vieles, viele wunderschöner Erinnerungen. Die kameradschaftliche Zusammenarbeit, zuerst mit Florian Jauk und dann mit Franz Fröhlich, die unvergesslichen Lagerabende mit Rudi Baier (FF Stainz, gest. 1995, Anm.), die Jugendschitage beim Krumbachlift, mit Prinz Croy hatten wir fast drei Tage gebraucht um die Streckenführung abzustecken, die wirklich freundschaftliche Zusammenarbeit mit Dietmar Lederhaas und und und. Für mich persönlich jedoch das beeindruckendste Erlebnis war, als ich im Jahr 2003 bei den internationalen Jugendbewerben des CTIF in Kapfenberg mit der Feuerwehrjugend Europas als Kommandant in ein vollbesetztes, tosendes Station einmarschiert bin und dem Präsident des CTIF die Meldung erstatten durfte. Dies war für mich der Lohn für zwei Jahre harte Vorbereitungsarbeit.
HJF: Inwieweit bist du, als jemand, der sich jahrelang bis in die höchsten Kreise für die Jugendarbeit stark gemacht und diese betrieben hat, heute noch mit der Feuerwehrjugendarbeit verbunden?
JG: Mein Herz schlägt immer noch für die Feuerwehrjugend, eines der wichtigsten Sachgebiete in der Feuerwehr. Der Mensch ist immer noch das wichtigste „Gerät“ in unserer Einsatzorganisation und nur über gediegene Jugendarbeit können wir die Mannschaftszahlen noch auf hohem Niveau halten. Die aktive Mannschaft unserer Feuerwehr besteht heute aus 90% ehemaliger Jugendlicher, ohne Jugendarbeit hätten wir wenig Zugang zu diesen Personen gehabt. Als ich damals im LFV tätig war haben wir eine dreigeteilte Jugendarbeit vorgeschlagen, um möglichst früh an die „Kinder“ zu kommen, eine Gruppe von zehn bis zwölf Jahren, wir hatten ursprünglich sogar acht bis zwölf angedacht. Dann eine Gruppe von zwölf bis 15 und zum Schluss eine Gruppe von 15 bis 18 Jahren. Diese dritte Gruppe sollte schon im Einsatzdienst stehen, aber noch einer gezielten Führung eines Verantwortlichen unterstellt sein. Damals war die Zeit noch nicht reif für diese Schritte, aber es erfüllt mich doch mit Stolz, dass zumindest die zehn- bis zwölfjährigen einige Jahre später dann doch ins Feuerwehrwesen Einzug gefunden haben. Ich habe dann auf Abschnittsebene versucht, diese von mir angedachte dritte Gruppe von Jugendlichen zu realisieren und so ist dann die gemeinsame Durchführung von THLP und BDLP im Abschnitt 5 entstanden, die heute natürlich weit über diese Altersgrenze hinaus geht, aber für die „jungen Aktiven“ ist es eine gezielte Führung und gezielte Ausbildung.
HJF: Nach deinen „Feuerwehrjugendjahren“ übernahmst du 2006 auf überörtlicher Ebene, bis zu deiner Wahl zum Bereichsfeuerwehrkommandantstellvertreter, den Abschnitt 5 „Oberes Sulmtal“ als Abschnittsfeuerwehrkommandant. Auch in dieser Funktion warst du äußerst aktiv und darum bemüht, stets für Weiterentwicklungen zu sorgen. Welche Projekte waren dir dabei besonders wichtig?
JG: Wie schon erwähnt, die gemeinsame THLP und BDLP war eines meiner Hauptanliegen, aber auch die Führung bei größeren Einsätzen haben wir gemeinsam auf ein bestimmtes Niveau gebracht. Wir haben unsere Abschnittsübungen auf die Basis von KHD Übungen umgestellt, mit Abschnittsführungsstab und mehreren kleineren Szenarien. Das gemeinsame Erstellen eines Kalenders mit allen Terminen im Abschnitt, von der Wehrversammlung über größere Übungen bis hin zu Veranstaltungen wurde koordiniert.
HJF: Nunmehr bist du gewählter Bereichsfeuerwehrkommandantstellvertreter des Bereichsfeuerwehrverbandes Deutschlandsberg. Was kannst du aus deinen 38 Jahren Feuerwehrerfahrung für diese Funktion mitnehmen und wie werden die Feuerwehren des Bereichsfeuerwehrverbandes Deutschlandsberg BR Josef Gaich in seiner Funktion erleben, welche Ziele möchtest du erreichen?
JG: Ich werde auf jeden Fall eine große Menge Kameradschaft mitnehmen, Kameradschaft und eine gegenseitige Wertschätzung sind für mich die Grundlage unserer Feuerwehrfamilie. Und genau so möchte ich auch allen Feuerwehrfrauen und -Männern in unserem Bezirk begegnen. Mein primäres Ziel in dieser Funktion muss es sein, unseren Bereichskommandanten OBR Helmut Lanz so gut als möglich zu unterstützen, zu beraten und zu vertreten. Als persönliches Ziel setzte ich mir, die gute Zusammenarbeit, sowohl nach unten mit den Feuerwehren, als auch nach oben mit dem LFV nicht nur auf Niveau zu halten, sondern zu verbessen.
HJF: Die Feuerwehr ist zwar freiwillig und wird somit in der Freizeit als Hobby ausgeübt, all jene, die allerdings schon einmal Verantwortung übernommen haben wissen, dass dies oft eher einem Zweitberuf gleichkommt. Wie schaffst du für dich persönlich einen Ausgleich zu Beruf und Feuerwehr?
JG: Eigentlich habe ich ja vier Berufe, in der Firma als Revisor (weisungsungebundener Sachverständiger, Anm.) in der Erwachsenenausbildung, sowohl in der Energie Steiermark als auch am WIFI, in der Landwirtschaft, diese wird zwar von meinem Sohn geführt, aber wenn Zeit bleibt helfe ich gerne mit und in der Feuerwehr. Und irgendwie ist das Eine immer der Ausgleich für das Andere. Aber der beste Ausgleich zu allem ist immer noch die Familie. Eine intakte Familie und Gott sei Dank habe ich so eine, hat für mich oberste Priorität.
HJF: Was muss man über den Menschen Josef Gaich sonst noch wissen und was möchtest du den Feuerwehrkamerdinnen und Feuerwehrkameraden des Bereichsfeuerwehrverbandes noch mitteilen?
JG: Er ist ein Gerechtigkeitsfanatiker, Gerechtigkeit, Demokratie, Meinungsfreiheit sind seine Leitbilder. Er hört lange zu, aber wenn er dann einmal laut zurückkommt, sollte sein Gegenüber wissen, dass er/sie alle möglichen Grenzen überschritten hat. Er ist für Neues zu begeistern, obwohl er im manchen Dingen als konservativ anzusehen ist. Er versucht jedem zu helfen, auch wenn er sich dadurch oft in Zeitnot begibt. Anderen zu helfen, ist das Schönste was es gibt. Auch wenn man den Dank, in welcher Weise auch immer, oft erst sehr viel später bekommt, aber dann meist in sehr intensiver Form.
HJF: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, dich näher vorzustellen!
JG: Ich danke für das Interview und freue mich schon auf die Arbeit mit den Feuerwehrkameradinnen und -kameraden. Arbeiten mit Menschen ist etwas Wunderbares!
Zur Person: Josef Gaich wurde 1965 geboren. 1980 trat er der Feuerwehr Tanzelsdorf bei, bereits wenige Jahre später übernahm er 1983 als Jugendwart Verantwortung. Mit seinem Umzug trat er 1991 der FF Hohlbach-Riemerberg bei und wurde dort bereits 1992 zum Kommandantstellvertreter und 1999 zum Kommandanten gewählt.
Im Jahr 1995 wurde Josef Gaich zum Bezirksjugendbeauftragten ernannt, 2001 übernahm er dann die Agenden des Landesjugendbeauftragten. Ab 2006, bis zu seiner Wahl als Bereichsfeuerwehrkommandantstellvertreter führte er als Abschnittskommandant den Abschnitt Oberes Sulmtal.
Im Privatleben ist Josef Gaich verheiratet, hat drei erwachsene Kinder sowie ein Enkelkind. Beruflich ist er im Sachbereich Erdgas bei der Energie Steiermark beschäftigt.