Jedes zweite Jahr wird in Österreich, immer in einem anderen Bundesland,
die sogenannte Rot-Kreuz-Bundesübung abgehalten. Die
Bundeskatastrophenübung 2009 trägt den Namen Tempest 09 (aus dem
Lateinischen, bedeutet so viel wie Sturm). Austragungsort war dieses
Jahr die Steiermark. Unter der Organisation des Roten Kreuzes kamen vom
17.-19. September Rotkreuz-Einheiten aus ganz Österreich zusammen um
gemeinsam für verschiedenste Katastrophenszenarien zu trainieren.
In 22 Hauptszenarien waren mehr als 1.000 Personen und 225 Fahrzeuge im
Einsatz. Zwei "Einsätze" davon spielten sich um den Sobother Stausee ab,
wo Rot-Kreuz-Einheiten aus Wien, Vorarlberg und Tirol beübt wurden.
Szenario 1 "Zeltlager St. Vinzenz"
Übungsannahme war ein Zeltlager mit 48 Teilnehmern (Schüler und
Betreuer), die von einem Unwetter überrascht wurden und in Panik im Wald
Schutz suchten. Dabei zogen sich fünf Personen Verletzungen zu.
Erschwerend kam noch hinzu, dass - und davon wusste außer den
Vorbereitern der Übung niemand - die Zufahrt zum Zeltplatz durch
umgestürzte Bäume versperrt war.
Beim Eintreffen der Rot-Kreuz-Hilfseinheiten (*) "Mobiles Sanitätsteam"
aus Wien und Vorarlberg am Sammelplatz in St. Vinzenz wurden die
Kommandanten vom Einsatzleiter über die Schadenslage unterrichtet und
begaben sich auf den Weg zum Zeltplatz. Unterwegs wurden sie von
umgestürzten Bäumen an der Weiterfahrt gehindert. Bis zur Entfernung der
Hindernisse durch die angeforderte Feuerwehr Soboth setzten Sanitäter zu
Fuß den Weg zum Schadensplatz fort. Bereits unterwegs trafen sie auf in
Panik geflohene Schüler, die mit Decken versorgt und psychosozial
betreut wurden.
Am Zeltplatz wurde eine Sanitätshilfestelle eingerichtet, wo alle durch
Suchtrupps mit Hilfe der ortskundigen Feuerwehrkameraden
zurückgebrachten Vermissten durch Rot-Kreuz-Sanitäter erstversorgt
wurden. Sanitäterteams überstellten die Verletzten in LKH
Deutschlandsberg. Die Unverletzten wurden mit Rettungsfahrzeugen und
Mannschaftstransportern der Feuerwehr in die Mehrzweckhalle St. Oswald
o. E. gebracht, wo sie von zwischenzeitlich eingetroffenen Mitarbeiter
des Kriseninterventionsteams aus Tirol betreut wurden.
Szenario 2 "Verkehrsunfall Staumauer Soboth"

Annahme: Der Regen hat die Straße weggerissen, fünf Autos sind in einen
Unfall verwickelt. Zwei davon stehen auf der Straße, drei über die
Böschung abgestürzt und von der Straße aus kaum erkennbar. 15 junge
Autoinsassen - davon fünf Feuerwehrkameraden aus Slowenien - sind zum
Teil schwer verletzt.
Nach Eintreffen der Einsatzkräfte nahmen die Einsatzleiter von Feuerwehr
und Rotem Kreuz sofort eine Lageerkundung vor, die drei am Fuße der
Staumauer liegenden Fahrzeuge blieben im ersten Moment unentdeckt.
Unmittelbar wurde mit einer Sichtung der Verletzten, Einteilung in
Behandlungsprioritäten und Rettung der Eingeklemmten begonnen.
Gleichzeitig bauten die Rettungssanitäter aus Wien und Vorarlberg ein
Behandlungsstelle auf. Erschwerend kam hinzu, dass fünf Unfallopfer nur
slowenisch sprachen.
Bei der erforderlichen Erstbefragung der Verunfallten zum
Unfallgeschehen stellte sich bald heraus, dass weitere Fahrzeuge
beteiligt waren, die sich nun am Fuße der Staumauer befanden und nur
über einen schmalen Weg zugänglich waren. Rot-Kreuz-Teams begab sich
sofort zum 2. Schadensplatz, wo sie mit Hilfe der Feuerwehrkameraden
eine Bergung und Erstversorgung der Verletzten durchführten. Schließlich
wurden alle Verunfallten an den Behandlungsstellen erstversorgt und in
die umliegenden Krankenhäuser abtransportiert.
Großübungen wie die "Tempest 09" steigern nicht nur die Schlagkraft der
Einsatzorganisationen sondern auch deren Zusammenarbeit. Bundesübungen
erlauben es, die Organisationen und Einsatzabläufe von mehreren Seiten
zugleich und unter Höchstlast auf Herz und Nieren zu prüfen. Wie bei
Chirurgen oder Piloten müssen auch in der Katastrophenhilfe, wenngleich
auf größerer Ebene, Abläufe immer wieder trainiert und schließlich
automatisiert werden, um im Ernstfall Entscheidungen binnen Bruchteilen
von Sekunden treffen zu können.
Bei den beiden Szenarien waren eingesetzt:
Rotes Kreuz
- Mobiles Sanitätsteam Wien mit 12 Personen und 5 Fahrzeugen
- Mobiles Sanitätsteam Vorarlberg mit 12 Personen und 5 Fahrzeugen
- Psychosoziale Betreuung Tirol mit 12 Personen und 2 Fahrzeugen
- Einsatzleiter, Übungsleiter, Beobachter und Übungsvorbereiter (10
Personen)
Feuerwehr
- FF Soboth TLF und MTF, 12 Mann
- FF St.Oswald RLF, 9 Mann
- FF Eibiswald SRF, 3 Mann
- FF Wies RLF, 9 Mann
- FF Pölfing RLF, 9 Mann
Statisten/Figuranten
- 46 Schüler und 2 Lehrerinnen der FS Burgstall
- 5 Feuerwehrkameraden aus Slowenien
- Rot-Kreuz-Mitarbeiter aus dem Bezirk Deutschlandsberg
(*) Rot-Kreuz-Hilfseinheiten sind österreichweit hinsichtlich Personal
und Ausrüstung standardisierte Einheiten.
zB "Mobiles Sanitätsteam": 1 Kommandant, 1 Notarzt, 10
Rettungssanitäter, 2 Rettungswagen, 3 Krankenwagen, 2 Materialanhänger,
2 Zelteinheiten, 1 Medizinisches-Großunfall-Set. Vorlaufzeit: 1 Stunde
Text:
Bernhard Pölzl
Österreichisches Rotes Kreuz
Landesverband Steiermark
Bezirksstelle Deutschlandsberg
Ortsstelle Stainz




